Die Sprache, die
Max Frisch verwendet, passt zu seinem Protagonisten Walter Faber, der ein
überzeugter Techniker und ein Vernunftmensch ist. Das ganze Buch ist in Walter
Fabers Ich-Perspektive geschrieben, und seine Sprache ist meistens kurz und
knapp. Er versucht immer, sich präzise auszudrücken und vermeidet blumige
Sprache. Trotzdem werden lange komplizierte Sätze verwendet, zum Beispiel auf der S. 61- 62 – Zeile 30 bis 2.
„Ich versprach, endlich zu einem Arzt zu
gehen, und spürte ihre Tränen auf meiner linken Hand, ich fand mich kitschig,
aber es war nicht zu ändern, Ivy mit ihrem Temperament, sie glaubte, was sie
redete, und obschon ich meinerseits nicht an Wahrsagerei glaube, versteht sich,
nicht einen Augenblick lang, mußte ich sie trösten, als wäre ich schon
abgestürzt und zerschmettert und zur Unkenntlichkeit verkohlt, ich lachte
natürlich, aber ich streichelte sie, wie man eine junge Witwe streichelt und
tröstet, und küßte sie.“
Solche Sätze sind
etwas schwer zu lesen, und um sie zu verstehen, muss man sie oft mehrfach
lesen. Diese Sätze wirken wie lauter hingeworfene Gedankenfetzen. Die Sprache
soll Fabers jeweiligen Seelenzustand abbilden und beispielsweise verdeutlichen,
dass er beziehungsunfähig ist. So kommt er mit den Frauen in seinem Leben nicht
gut zurecht, vor allem nicht mit ihren Gefühlen, und seine verleugnet er.
Manchmal drückt er
sich sehr umgangssprachlich aus, z.B. auf Seite
21, Zeile 2: „Wir hatten ein
Affenschwein“. Seine Landschaftsschilderungen wirken oft wie Aufzählungen,
es sind Sätze mit vielen Kommas. Seite
21, Zeile 25-28: „Ringsum nichts als Agaven, Sand, die rötlichen Gebirge in der
Ferne, ferner als man vorher geschätzt hat, vor allem Sand und nochmals Sand,
gelblich, das Flimmern der heißen Luft darüber, Luft wie flüssiges Glas.“
Gegen Ende des
Buches drückt die Sprache Fabers Verzweiflung und Verwirrung aus, z.B. Seite 192, Zeile 17-20: „Ihre zwei Hände,
die es nirgends mehr gibt, ihre Bewegung, wenn sie das Haar in den Nacken wirft
oder sich kämmt, ihre Zähne, ihre Lippen, ihre Augen, die es nirgends mehr
gibt, ihre Stirn: wo soll ich sie suchen?“
Ich denke, dass
diese zahlreichen langen Sätze in „Homo Faber“, die alle sehr viele Kommas
enthalten, Walter Fabers zusammenhangsloses Denken zeigen sollen. Er schildert
eine Wahrnehmung nach der anderen oder einen Gedanken nach dem anderen, ohne dass
ein Gesamtbild entsteht und ohne, dass er daraus einen Schluss zieht.
Am Ende des
Buches stellt sich Faber seinen Gefühlen, was sich in kindlich wirkenden Sätzen
äußert wie auf Seite 198, Zeile 25-27: „Aber
ich bin nicht allein, Hanna ist mein Freund, und ich bin nicht allein.“
Ich finde das Stil und Sprache das Buch zu etwas besonderem macht. Man versteht einiges nicht beim ersten Mal und müsste es noch ein einmal lesen um genau den Sinn zu verstehen. Deshalb wirkt es auf mich interessant und macht das Buch besonderns. Ich habe schon viele Bücher gelesen, aber so ein Stil ist mir bis jetzt nur bei Homo faber aufgefallen. Guter Beitrag mit passenden Beispielen ! :)
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