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Samstag, 28. Juni 2014

Homo Faber und sein technisches Weltbild

Walter Faber ist Ingenieur, und er nimmt seinen Beruf wohl so ernst, dass er sein ganzes Leben danach ausrichtet. Die moderne Technik ist sein Ein und Alles. Daher will er das Leben anhand von moderner Technik erklären und kontrollieren. Auf Seite 24, Zeile 10-11, sagt er kurz und knapp über sich: „Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“ Er will nicht „weibisch“ werden, Dinge sind für ihn „nicht fantastisch, sondern erklärlich“ (Zeile 27). Das technische Weltbild ist für ihn ein Ideal.

 Seite 75, Zeile 15-18 und 22: „Vor allem aber: die Maschine erlebt nichts, sie hat keine Angst und keine Hoffnung, die nur stören, keine Wünsche in bezug auf das Ergebnis, sie arbeitet nach der reinen Logik der Wahrscheinlichkeit… und kann sich nicht irren“.

Faber wendet sich sogar ziemlich aggressiv gegen alle Menschen, die sich nicht als Ingenieur und als „Beherrscher der Natur“ sehen wollen. Seite 107, Zeile 11-12: „..und wer dagegen redet, der soll auch keine Brücke benutzen, die nicht die Natur gebaut hat.“ Seine Idee vom Menschen als Beherrscher der Natur geht so weit, dass er seine Freundin Hanna überreden will, die modernen Möglichkeiten zur Abtreibung zu nutzen.

Allerdings muss Walter Faber feststellen, dass er sich nicht immer auf die moderne Technik verlassen kann: während eines Flugs fallen zwei Motoren aus, und die Maschine muss notlanden. Die Passagiere sind gezwungen, einige Tage in der Wüste zu verbringen. Später gelingt es auch trotz moderner Medizin nicht, das Leben Sabeths zu retten, obwohl das Gegenmittel gewirkt hat. Daran schuld ist er aber selber, weil er den Ärzten ihren Sturz nicht mitgeteilt hat. So muss er sich eingestehen, dass er nicht perfekt ist und es nicht sein kann.


Gegen Ende des Buches haben seine Begegnung mit Sabeth und deren Tod Fabers Weltbild erschüttert. In Havanna verspürt er überraschend eine nie gekannte Lebenslust und will sein Leben ändern. Er will nun auch Hanna heiraten, aber dazu kommt es nicht mehr: auch mit modernster Technik verliert er den Kampf gegen den Magenkrebs. Der Magenkrebs könnte auch ein Symbol dafür sein, dass Faber sein Leben lang immer seine Gefühle in sich hineingefressen hat und sie nicht wahrhaben wollte. Dies hat sich am Ende gerächt.

2 Kommentare:

  1. Man merkt aus dem text herraus das du dich mit dem Thema auseinandergestzt hast und hast das toll in diesem Text umgesetzt. :)

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  2. Super geschrieben! Mir sind viele Sachen selber nicht aufgefallen, als ich das Buch gelesen habe.

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