Hallo, ich bin Johanna Landshut. Alle nennen mich Hanna, und
seit meiner zweiten Ehe heiße ich mit Nachnamen Piper. Ich bin 50 Jahre alt,
habe eine Tochter namens Elisabeth, die ich Elsbeth nenne und wohne in Athen.
Zu meiner Studienzeit in Zürich von 1935 und 1936, als ich Kunstgeschichte studiert habe, war
ich mit Walter Faber befreundet. Mit ihm zusammen habe ich meine Tochter
Elsbeth, die ich allerdings alleine erziehen wollte und es auch habe. Nachdem Walter
seinen Militärdienst angetreten hat, habe ich Joachim Hencke geheiratet und mit
ihm zusammen mein Kind großgezogen. Ich wollte aber nicht, dass
Joachim sich in die Erziehung meiner Tochter einmischt. Ich wollte sie alleine
aufziehen nach meinen Regeln. Nachdem
ich mich von Joachim getrennt habe, bin ich nach Paris gezogen. Dort arbeitete ich in einem Verlag und lebte mit einem französischen Schriftsteller zusammen.
Ich emigrierte nach England, nachdem die Deutschen
eingerückt waren und arbeitete dort als deutsche Sprecherin bei BBC. In England heiratete ich meinen zweiten und letzten Mann und nahm seinen Nachnamen Piper an. Von ihm trennte ich mich, da er sich
während der Juni-Aufstände als zu staatstreu erwies. Viel Glück hatte ich mit
Männern nie. Nur mit einem verbinde ich eine positive Beziehung. Dieser Mann
hieß Amin und war blind. Ich liebe ihn auch immer noch, obwohl er schon lange
gestorben bzw. verschollen ist. Von ihm habe ich die Liebe zu den alten
Griechen übernommen. Aus diesem Grund lebe ich mit meiner Tochter in einer
mittelgroßen Wohnung in Athen.
Ich bin eine
angesehene Archäologin an einem wissenschaftlichen Institut und eine gut
aussehende Dame, wenn ich das so behaupten darf. Ich werde z.B. von dem
Personal im Krankenhaus wie eine Professorin, sogar wie eine Nobelpreisträgerin
behandelt. Ich habe mir mein Leben so geformt, wie ich es möchte und zwar
unabhängig von Männern und habe mir mehrere Qualifikationen angeeignet. Nach
dem Tod meiner Tochter habe ich es nicht übers Herz gebracht, Athen zu verlassen
oder an ihr Grab zu gehen und mich zu verabschieden.
Ein Beitrag von Jennifer Rothgerber und Miriam Quaré
Ein Beitrag von Jennifer Rothgerber und Miriam Quaré
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