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Mittwoch, 25. Juni 2014

Hanna Landshut



Hallo, ich bin Johanna Landshut. Alle nennen mich Hanna, und seit meiner zweiten Ehe heiße ich mit Nachnamen Piper. Ich bin 50 Jahre alt, habe eine Tochter namens Elisabeth, die ich Elsbeth nenne und wohne in Athen.



Zu meiner Studienzeit in Zürich von 1935 und 1936, als ich Kunstgeschichte studiert habe, war ich mit Walter Faber befreundet. Mit ihm zusammen habe ich meine Tochter Elsbeth, die ich allerdings alleine erziehen wollte und es auch habe. Nachdem Walter seinen Militärdienst angetreten hat, habe ich Joachim Hencke geheiratet und mit ihm zusammen mein Kind großgezogen. Ich wollte aber nicht, dass Joachim sich in die Erziehung meiner Tochter einmischt. Ich wollte sie alleine aufziehen nach meinen Regeln.  Nachdem ich mich von Joachim getrennt habe, bin ich nach Paris gezogen. Dort arbeitete ich in einem Verlag und lebte mit einem französischen Schriftsteller zusammen.



Ich emigrierte nach England, nachdem die Deutschen eingerückt waren und arbeitete dort als deutsche Sprecherin bei BBC.  In England heiratete ich meinen zweiten und letzten Mann und nahm seinen Nachnamen Piper an. Von ihm trennte ich mich, da er sich während der Juni-Aufstände als zu staatstreu erwies. Viel Glück hatte ich mit Männern nie. Nur mit einem verbinde ich eine positive Beziehung. Dieser Mann hieß Amin und war blind. Ich liebe ihn auch immer noch, obwohl er schon lange gestorben bzw. verschollen ist. Von ihm habe ich die Liebe zu den alten Griechen übernommen. Aus diesem Grund lebe ich mit meiner Tochter in einer mittelgroßen Wohnung in Athen. 



Ich bin eine angesehene Archäologin an einem wissenschaftlichen Institut und eine gut aussehende Dame, wenn ich das so behaupten darf. Ich werde z.B. von dem Personal im Krankenhaus wie eine Professorin, sogar wie eine Nobelpreisträgerin behandelt. Ich habe mir mein Leben so geformt, wie ich es möchte und zwar unabhängig von Männern und habe mir mehrere Qualifikationen angeeignet. Nach dem Tod meiner Tochter habe ich es nicht übers Herz gebracht, Athen zu verlassen oder an ihr Grab zu gehen und mich zu verabschieden. 

Ein Beitrag von Jennifer Rothgerber und Miriam Quaré

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